Vom Postbus zum Wohnmobil

Was ich heute nicht wieder so bauen würde

Mein letzter Beitrag auf dieser Seite ist schon vor einer ganzen Weile geschrieben worden und dennoch geht es mit odimobil weiter. Es fehlt nur meist die Zeit die Neuerungen zu dokumentieren, denn die Zeit für Schrauben und Basteln an odimobil ist schon sehr knapp. Nun ist mein Baubeginn schon viele Jahre her und inzwischen sind viele ähnliche Projekte gestartet und auch teils wunderbar dokumentiert worden. Da dachte ich mir, dass der Leser hier vielleicht am meisten profitieren könnte, wenn ich zusammenfasse was ich heute nicht mehr in dieser Form bauen oder angehen würde. Auf Neu-Deutsch also ein „Lessons Learned“ Beitrag:

  • Das Basisfahrzeug ist entscheidet wie lange ihr Spaß und Freude mit eurem Ausbau haben könnt. Ich habe in einer Zeit mein Fahrzeug gekauft, in der mir der Sprinter noch zu teuer war und ich das „alte“ Auto auch aus diversen Gründen besser fand. Worauf ich hinaus will ist, dass ich heute mehr Geld für das Basis ausgeben würde oder wenn das nicht möglich ist, mehr Zeit in die Instandsetzung der Basis fließen sollte, damit sie nicht wegrostet. Was nützt die viele Mühe in einen Ausbau, wenn die Basis darunter zu früh kaputt geht.
  • Mein Koffer ist komplett mit Xtremisolator gedämmt, was aber nicht notwendig gewesen wäre. Heute fahre ich nur von Frühjahr bis Herbst und brauche kaum meine Heizung, geschweige denn meine Dämmung. Was ich aber nicht ausreichend gedämmt habe, ist der Fußboden. In meinem alten Kögelkoffer ist das noch eine Holz-Siebdruckplatte, die völlig ungedämmt ist. Heute würde ich mind. 20mm Dämmung flächendeckend aufbringen und viell. sogar einen beheizten, doppelten Boden verbauen, wenn es die Raumhöhe zulässt. Selbst wenn man im Winter campen möchte, was ich einmal gemacht habe, muss man sich meiner Meinung nach, erst einmal um die ganzen Öffnungen und Schlitze kümmern, bevor man viel Geld in eine Dämmung investiert. Die Wände und Decke sind eigentlich ausreichend gedämmt und in Kombination mit einer guten Heizung würde ich heute nur noch den Boden dämmen.
  • Viel Zeit ist in die Planung geflossen, vor allem natürlich wie der Grundriss wird. Was ich nicht detailliert genug geplant hatte, war wo welche Kabel verlaufen und verlegt werden müssen. Heute würde ich nicht nur Grundrisse zeichnen, sondern auch Pläne über Wasserleitungen, 12V und 220V Versorgung. Sonst endet das wie in odimobil in einem unschönen Chaos, in dem überall Kabel quer durchs Auto verlaufen.
  • Das Thema Grundriss ist etwas ganz Individuelles, denn jeder hat andere Prioritäten und macht somit andere Kompromisse. Damals war für mich ein Festbett und ein großzügiges Bad wichtig. Dafür musste ich auf eine Sitzecke verzichten und habe viel Raumgefühl durch das große Bad verloren. Heute würde ich das Fahrerhaus mit in den Grundriss einbeziehen und generell darauf achten, dass keine hohen Schränke oder ein Bad das Raumgefühl zerstören. Die Koffer sind eh schon sehr klein und wenn man sich optisch zusätzlich Raum verbaut, ist es schon sehr beengt. Achtet man hingegen darauf, dass eine gewisse Großzügigkeit erhalten bleibt und baut viele Fenster ein, kann das gleiche Fahrzeug ganz anders wirken. Auch das Bad würde ich heute viel kleiner bauen und evtl. versuchen die Dusche in den Gang zu integrieren wie es z.B. Pössl umsetzt. Geht einfach auf die Messen und schaut euch viele Mobile an, da kann man sich viele gute Ideen abschauen.
  • Bei der Abwasserplanung habe ich vergessen, dass so ein Fahrzeug immer schräg steht. Da hilft es, wenn die Abflüsse in der Duschwanne und den Waschbecken in den gleichen Ecken liegen oder ausreichend Gefälle im Becken selbst vorhanden ist, um das Abwasser z.B. in einen mittigen Abfluss zu bekommen. Bei odimobil konkret ist der Abfluss der Duschwanne auf der Beifahrerseite liegend, im Bad-Waschbecken aber auf der Fahrerseite. Irgendwo steht immer das Wasser, ein Detail das ich heute in eine neue Planung miteinbeziehen würde.
  • Der Möbelbau war zeitlich gesehen sehr aufwändig, da ich mir große Multiplexplatten besorgt hatte und sämtliche Schränke, Klappen und Türen selbst gebaut habe. Dazu bedarf es einer sehr gut ausgestatteten Werkstatt, am besten mit Plattensäge oder zumindest einer sehr guten Kreissäge mit großer Arbeitsfläche, auf der solche Platten eben aufliegen können. Ich habe das mit Böcken gemacht und einer einfachen Kreissäge ohne Führungsschiene. Ergebnis sind viele krumme Schnitte, aber noch schlimmer ausgerissene Oberflächen. Viel zu spät habe ich mit einer guten Kreissäge (Makita, Festo) und Führungsschiene gearbeitet und konnte den Unterschied kaum glauben. Das Ergebnis ist um Welten besser und die Arbeit wäre in der Hälfte der Zeit erledigt gewesen. Überhaupt gibt es aus meiner Sicht nichts Wichtigeres für so ein Projekt als gutes, professionelles Werkzeug. Man erspart sich viel Arbeit, wenn man mit fertigen Schränken arbeitet oder einen Wohnwagen kauft und diesen schlachtet.
  • Die Raumnutzung ist wohl mit das Wichtigste was es in der Planung zu berücksichtigen gibt. Ich bin da viel zu großzügig ran gegangen und habe mir nicht groß Gedanken gemacht, wo genau die Heizung sitzt und wie man anschließend den Raum drum herum noch nutzen kann. Es geht aber letztendlich im Wohnmobil um Zentimeter, denn der verfügbare Raum ist sehr beschränkt. Daher würde ich heute auch den Stauraum durchplanen und überlegen, ob der Raum z.B. über einer Heizung oder über Gasflaschen noch nutzbar ist. Es ist wie beim Tetris spielen, im Idealfall passen alle Teile in- und aufeinander.

Ich hoffe, dass dieser Beitrag dazu dient, dass ihr nicht die gleichen Fehler macht wie ich! Wenn mir weitere Dinge einfallen, werde ich diesen Beitrag von Zeit zu Zeit aktualisieren.

Zuletzt aktualisiert am Samstag, 21 Mai 2016 von Armin